„Es gibt keinen Weg zum Frieden. Der Friede selbst ist der Weg.“
Mahatma Gandhi, Pazifist, Rechtsanwalt und Asket
Kürzlich habe ich auf Youtube Eugen Drewermanns im Mai gehaltene „Rede gegen den Krieg“angesehen.
Eugen Drewermann ist Psychoanalytiker, katholischer Theologe, Kirchenrebell und überzeugter Pazifist. Wegen seiner Kritik an der Institution katholische Kirche ist ihm 1991 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden, ihm wurde untersagt, das Priesteramt weiter auszuüben und es wurde ihm ein Predigtverbot erteilt. Dies lediglich zur Gedächtnisauffrischung.
Es ist nicht nur, dass Herr Dr. Drewermann mir mit seiner Sprachgewandtheit kolossal imponiert hat, er hat mich mit dem, was er zutiefst leidenschaftlich in seiner Rede vortrug, sehr nachdenklich gemacht.
Warum?
Er lehnt kriegerische Handlungen aus tiefster Seele ab, denn er ist – für mich absolut nachvollziehbar – der Ansicht, dass kriegerische Handlungen, Aufrüstung, militärische Gewalt aus Angst heraus entstehen. Aus Angst vor dem Angreifer muss der vermeintlich Angegriffene noch mehr Angst machen, indem er „bessere“, effizientere, brutalere Waffen entwickelt und bereit hält. Doch wohin soll diese Spirale der Gewalt denn noch führen, aktuell in der Ukraine? Das allerdings fragte er in seiner Rede, und ich selbst stelle mir diese Frage auch schon länger.
Drewermann zitiert einen Satz aus der Bergpredigt: “In dieser Welt wage ich die Menschen glücklich zu nennen, die den Mut haben, wehrlos zu bleiben.“
Hm. Ist das Pazifismus?
Wikipedia definiert Pazifismus als „weltanschauliche Strömung, die den Krieg als Mittel
der Auseinandersetzung ablehnt und den Verzicht auf Rüstung und militärische Ausbildung fordert.“
Ich bin keine hochrangige Politikerin, um in den Krieg gegen die Ukraine eingreifen zu können und ich meine zudem, dass der Zeitpunkt der friedvollen Auseinandersetzung im Gespräch zwischen diesen beiden Staaten schon lange verpasst ist. Und doch: Ich finde das Mittel eines Krieges grauenhaft und so überflüssig wie Filzläuse. An dieser Stelle fühle auch ich mich als Pazifistin.
Ich glaube von mir selbst allerdings nicht, dass ich, wie oben aus der Bergpredigt zitiert, „wehrlos“ bleiben könnte und auch wollte, wenn jemand, und ich bemühe ganz bewusst nicht das aktuell gern genommene Feindbild des „Russen“, wenn also jemand in meiner Wohnstraße alles nieder ballert und meinen unschuldigen Hund und oder meinen Mann tötet. Ich behaupte von mir, dass ich ebenfalls zur Waffe greifen würde (wenn ich die Möglichkeit bekäme) und mich rächen oder mich wehren würde gegen den oder die Aggressoren. Das würde meine Liebsten nicht wieder lebendig machen, doch wohin sollte ich mit meinem Zorn oder gar Hass? Zu dieser Form des praktizierten Pazifismus, also tatsächlich wehrlos zu bleiben, fehlt mir noch die überzeugende Argumentation, nehme ich an.
In unserem Alltagsleben könnte das Feinbild der Arschlochnachbar, das Mobbingopfer, oder stigmatisierte Randgruppen sein. Und was das Feinbild „der Russen“ betrifft. Da hat schon Sting anno 1985 aus seinem wunderbaren und klugen Text einen wunderschönen Song gemacht :
But what might save us, me, and you, is if the Russians love their children too. Sting in „Russians“ (1985)
„Druck erzeugt Gegendruck“ hat Isaac Newton einst postuliert. Stimmt. Gewalt erzeugt noch mehr Gewalt, könnte man sein physikalisches Gesetz ausweiten. Somit würde meine persönliche Rache zu noch mehr Gewalt, zu noch mehr Vernichtung führen. Wäre mir in einer gewalttätigen Ausnahmesituation dann vielleicht gleich.
Was mir nicht gleich ist: Ich könnte damit beginnen, im Hier und Jetzt, in meinem Mikrokosmos friedvoller zu sein und mich nicht gleich verbal zur Wehr zu setzen, wenn ich mich angegriffen fühle. Seien wir ehrlich: Oft lohnt sich ein Streit doch überhaupt nicht, oder? Worum geht es denn meistens? Aus meiner Sicht um Machtkämpfe. Und? Habe ich die nötig? Nein. Also versuche ich, den Versuch an mir abprallen zu lassen.
Die wesentlichen, die wirklichen Auseinandersetzungen müssen geführt werden, keine Frage. Doch wenn wir lernen, uns vielleicht nicht gleich – im übertragenen Sinn – zu hauen und zu stechen , sondern dem anderen den notwendigen Respekt und Raum zu geben, seine Sicht der Dinge zu haben und darzulegen und ihn mit seiner vielleicht zu uns konträren Ansicht zu lassen, dann haben wir doch schon im Rahmen unserer Möglichkeiten einen klitzekleinen Beitrag zum friedvollen Miteinander geleistet. Oder wie seht ihr das?
Ach ja, und zur Hypnose: Sollte euer Leben vergiftet, eure Handlungen bestimmt sein von einer Wut, die ihr schon sehr lange im Bauch habt – da könnte ich euch mit Hypnose helfen.
Was die Bereitschaft zum friedvolleren Miteinander betrifft: Auch ich habe da noch die eine oder andere Hausaufgabe zu machen. Doch ich glaube, es lohnt sich.
Ich wünsche euch noch einen wunderbaren Juli (mit Regen!!) und freue mich auf eure Rückmeldung!
Hier noch der Link zu Eugen Drewermanns Rede: