Illeismus: Der alte Trick, der uns hilft, klüger zu denken

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Wir kennen es alle aus alten Filmen oder Büchern: Ein Kaiser oder König, der über seine Untertanen in der dritten Person Singular spricht, obwohl sich die betreffende Person in hörbarer Nähe befindet und direkt angesprochen werden könnte: „Er darf sich entfernen“ oder „Sie darf sich zurückziehen.“ So oder so ähnlich. Warum machten die das? Vermutlich, um sich auch rhetorisch über ihre Untertanen zu stellen.

Doch über uns selbst in der dritten Person und nicht in der ersten Person zu sprechen, fühlt sich zunächst befremdlich an, oder?

Doch Illeismus, die lateinische Bezeichnung für das Sprechen in der dritten Person, meint genau das. Von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, hilft uns, Dinge, die uns selbst betreffen, distanzierter zu betrachten. Also nicht sagen „Ich bin total sauer auf meine Kollegin!“ sondern „XY ist total sauer auf ihre Kollegin!“

Warum?

Es hat sich in Studien herausgestellt, dass die gesprochenen Verarbeitung von Emotionen in der dritten Person rasant die neuronale Aktivität reduziert, die für die emotionale Regulierung zuständig ist. Damit brauchen wir weniger Energie, um unsere Emotionen im Griff zu behalten.

Von sich in der dritten Person zu sprechen, hilft uns also, über uns selbst so nachzudenken, wie wir es über andere Menschen tun würden. Das wiederum vermittelt die nötige Distanz zu unseren Erlebnissen oder Erfahrungen, die wichtig für unsere emotionale Kontrolle ist. Emotionen können sogar so neutralisiert werden, dass wir in der Lage sind, eine klügere Lösung für unser Problem zu finden.Wir werden einfach nicht so stark mitgenommen!

Gut, oder?

Ich werde das jetzt ausprobieren- ist alles nur eine Frage des Trainings (und des Wollens)!

Quelle: Moser, J.S.et al.Third person self-talk facilitates emotion regulation without engaging cognitive control:Converging evidence from ERP and fMRI. Scientific Reports, 7 (2017)