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Traum meines Lebens

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Ein bedeutsamer Traum

In meinem Traum war es Nacht und ich lebte in einem alten, düsteren Haus mit einer greisen Frau zusammen in einer kleinen Wohnung. Plötzlich war die alte Frau gestorben und sie lag aufgebahrt mit gefalteten Händen auf ihrem Bett. Die dünnen, grauen Haare waren, wie zu Lebzeiten auch, zu einer Schnecke gedreht ordentlich auf ihrem Kopf festgesteckt. Grau und runzelig lag sie da. Ich war allein in diesem düsteren, dunklen Haus, und ich gruselte mich sehr. Fluchtartig verließ ich das Zimmer und rannte die knarrende, alte Holzstiege hinunter auf die dunkle Straße.

Da stand ich, vollkommen atemlos, und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte irgendwo übernachten, und dazu hätte ich ein paar Sachen aus der Wohnung holen müssen. Doch da lag die tote Frau, die mich so maßlos entsetzte. Also stand ich ratlos, voller Angst und allein auf der dunklen, einsamen Straße. Plötzlich tauchten zwei Polizisten auf, die mir ihre Hilfe anboten. Einer der Polizisten schaute mich unentwegt mit einem wehmütigen Lächeln an, einem Lächeln, das mich sehr irritierte, weil ich es nicht deuten konnte.

Wir stiegen zu dritt diese düstere Treppe wieder hinauf, und als wir das enge Zimmer betraten, erschienen zu meiner großen Überraschung von überall her viele Frauen ganz unterschiedlichen Alters, die zu der Leiche auf dem Bett traten. Sie begannen sie zu schütteln, dass der ganze Körper in Bewegung geriet. Sie zogen an den Armen der toten Frau, sie zerrten an den Beinen, der Kopf flog hin und her, so dass der Knoten sich löste und die langen grauen Haare wie lange Spinnweben um den Kopf stoben-und plötzlich war die Frau wieder am Leben. Sie schlug die Augen auf, und die einstmals graue Gesichtsfarbe verwandelte sich in ein zartes, belebtes Rosa. Es war sehr schön, diese Verwandlung mitansehen zu können. Die alte Dame setzte sich auf die Bettkante und schaute uns alle freundlich an. Ich war so erleichtert! Als ich dann sagte, dass ich ja nun in der Wohnung bleiben könne, lächelte sie mich liebevoll und auch traurig an und erwiderte: „Nein, das kannst du nicht, denn ich werde noch in dieser Nacht wieder sterben.“

Die Polizisten waren plötzlich verschwunden, nicht ohne, dass mir von dem einen der beiden wieder ein wehmütiger Blick geschenkt wurde.

Was sollte dieser Traum mir sagen?

Im realen Leben arbeitete ich im Außendienst eines Pharmaunternehmens. Ich arbeitete nicht, sondern ich schuftete, oft bis zu 14 Stunden täglich. Das Gebiet, für das ich zuständig war, war riesig, und so musste ich an manchen Tagen 600 km fahren, um dann vor Ort meine Kunden besuchen zu können. Ich stand unter Umsatzdruck, unter Leistungsdruck, ich hatte aufwändige Administration zu bewältigen, Fortbildungen zu organisieren, und an den Wochenenden war ich zeitweise ebenfalls nicht zu Hause. Ja, mein Einkommen war sehr gut. Doch Martina Berkenkamp blieb sprichwörtlich auf der Strecke. Der Mensch, die Frau mit ihren Bedürfnissen und ihren Rechten, nämlich dem Recht auf Freude, Erholung, Leichtigkeit blieb irgendwo unterwegs auf den vielen Autobahnen zurück. Ich kam abends nach Hause, saß mindestens noch eine Stunde am Schreibtisch, habe mit meinem damaligen Lebensgefährten etwas gegessen, und bin schon auf dem Sofa vor der Glotze eingeschlafen. Tagein, tagaus. Ich habe das nicht hinterfragt, denn ich fand, dass ich ein privilegiertes Leben führte. Ein gutes Einkommen, das mir vieles ermöglichte – was wollte ich mehr?

Heute glaube ich, dass ich dieses Leben auch nicht hinterfragen wollte, denn dann hätte ich erkennen müssen, dass ich innerlich schon lange abgestorben war, tot, wie die alte Frau in meinem Traum, die mich und mein Leben symbolisierte. Ich fühlte nichts mehr, hatte keinen Zugang zu mir und funktionierte nur. Das alte, düstere Haus im Traum symbolisierte die Freudlosigkeit in meinem realen Leben, denn, seien wir ehrlich: Die Möglichkeit des Konsumierens, teure Klamotten, luxuriöse Urlaube machen einfach nicht glücklich. Ich hatte keine Freude, und ich hatte keine Freunde. Die wurden symbolisiert durch die vielen Frauen, die mich wachrüttelten, aus dem symbolischen Tod zurückholten.

Und, wirst du mich jetzt fragen, was hatte es mit dem Polizisten auf sich? Mit dem, der dich in deinem Traum so wehmütig anlächelte?

Der symbolisierte meinen damaligen Lebensgefährten. Die Uniform, die er in meinem Traum trug, verkörperte so etwas wie Ordnung und Regeln, vielleicht auch Disziplin. Ich war eine disziplinierte Malocherin, und das war unsere gemeinsame Ordnung, das, was unser Leben hauptsächlich bestimmte, es ausmachte. Die Wehmut in seinem Lächeln? Mein Unterbewusstsein zeigte mir damit, dass ich durch das Durchbrechen dieser vermeintlichen Ordnung auch mit unserer Beziehung brechen würde.

Und so ist es ja auch gekommen. Das wusste ich damals bloß noch nicht. Denn ich habe mich über diesen sonderbaren Traum gewundert, aber ihn weiter nicht beachtet. Hätte ich es getan, hätte ich rechtzeitig die Notbremse ziehen können. Doch ich musste erst richtig krank werden, um zu erkennen, dass ich etwas ändern muss.

Und dabei geholfen hat mir – na, was wohl?

Hypnose.

Klarer sehen durch Hypnose.

Ich wünsche dir eine wunderbare Zeit,

Martina Berkenkamp